Immer wieder wird über den Gesundheitszustand des russischen Präsidenten Wladimir Putin diskutiert. Nun behauptet ein russischer Geheimdienstler offenbar, Putin leide an Krebs und Parkinson. Wie Mediziner den Gesundheitszustand einschätzen.
Ein Kreml-Insider hat die Diskussionen um den Gesundheitszustand des russischen Präsidenten Wladimir Putin wieder angefacht. Seit Jahren flackern sie regelmäßig auf, seit Beginn des Ukraine-Kriegs umso häufiger. Der Boulevardzeitung „The Sun“ sagte der russische Geheimdienstmann, dass Putin tatsächlich an Parkinson und Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt sei. Die britische Zeitung beruft sich dabei auf E-Mails des Mannes.
Der Insider schreibt: „Ich kann bestätigen, dass er Parkinson im Frühstadium hat. Doch die Krankheit schreitet voran.“ Diese Tatsache werde „auf jedem möglichen Weg dementiert und versteckt“, heißt es weiter. Der Geheimdienstmann schreibt: „Putin wird regelmäßig mit schweren Steroiden vollgepumpt.“
Den Einsatz von Steroiden bewerten manche Fachleute als Indiz dafür, dass der russische Präsident an starken Schmerzen leidet. Als Medikamente helfen Steroide beispielsweise gegen Krebs, Rheuma und Covid-19. Insbesondere als Kortison haben sie viele positive Wirkungen. Ein aufgedunsenes Gesicht kann eine Nebenwirkung sein. „Diese Fettansammlungen in Gesicht, Hals und Nacken weisen offensichtlich auf starke Steroid-Medikamentation gegen Schmerzen hin“, analysierte Rhetorik-Experte Michael Ehlers bei FOCUS online. „Höchstwahrscheinlich Corticosteroide, denn die führen genau zu dieser Art von Fettansammlungen.“
Geht es nach dem Kreml-Insider könnte kürzlich diagnostizierter Bauchspeicheldrüsenkrebs Ursache für die Beschwerden sein. Allerdings zählt diese Krebsart zu den besonders tückischen. Denn sie verursacht sehr lange keine Symptome, weshalb bis zur Diagnose oft wertvolle Zeit verstreicht.
Was die Parkinson-These angeht, erklärt Neurologe Alexander Storch von der Universität Rostock auf Nachfrage von FOCUS online: „Nach meiner Auffassung gibt es dazu keine neuen und gesicherten Erkenntnisse.“ Daher würde er sich aktuell nicht an Spekulationen beteiligen.
Die Aufnahmen einer Militärparade im August, ein Video eines Treffens mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu im Mai, hatten bereits vor einiger Zeit den Parkinson-Verdacht geschürt. Als Anzeichen für die Erkrankung werteten viele Putins Gang. Der Präsident hält seinen rechten Arm beim Gehen meist eng am Körper, während der linke frei schwingt. Sind das tatsächlich äußere Anzeichen, die auf Parkinson hindeuten?
Schon als die Gerüchte zu diesem Zeitpunkt hochkochten, sprachen wir mit Storch und einem weiteren Kollegen zu diesem Thema. Es hatte sich „an Putins Gang-, bzw. Bewegungsbild nichts Grundlegendes verändert“, erklärte der Neurologe dazu. Genau wie sein Kollege Günter Höglinger aus dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) hatte er sich die Videos des russischen Präsidenten angesehen.
„Es gibt wissenschaftliche Arbeiten, die annehmen, dass Putins Bewegungsauffälligkeiten eher antrainiert sind“, bewertete Höglinger schon die ersten Aufnahmen mit Verweis auf eine britische Studie. Im Jahr 2015 hatten internationale Forscher dazu eine Studie im Fachblatt „ British Medical Journal “ veröffentlicht. Sie analysierten Youtube-Videos, welche den Gang hochrangiger russischer Beamter darstellen, darunter auch Putin. Auffällig war, dass alle einen durchweg „reduzierten rechten Armschwung“ hatten. Die Forscher stellten daraufhin die Theorie auf, dass diese Gangart womöglich weder etwas mit einer Lähmung, einem Schlaganfall , noch mit Parkinson zu tun habe. Stattdessen könnte die Gangart antrainiert sein. Möglicherweise beim Waffentraining oder beim Geheimdienst KGB, für den Putin während der 80er-Jahre arbeitete.
Den Auszubildenden werde dort beigebracht, ihre rechte Hand beim Gehen nahe an der Brust zu halten. „So können sie schnell eine Waffe ziehen, wenn sie einem Feind gegenüberstehen“, heißt es in der Arbeit. Die Autoren bezeichneten das als „Revolverheldengang“. Der Zusammenhang ist plausibel, allerdings nur eine Annahme und kein Beweis dafür, dass Putin tatsächlich nicht an Parkinson leidet.
Parkinson ist aber keineswegs die einzige Krankheit, die Putin laut so manchen Blättern haben soll. Immer wieder gibt es Theorien zu weiteren Leiden, zum Beispiel:
Krebs: Die Vermutung, dass der russische Präsident an einem Krebs leidet, hält sich seit Jahren hartnäckig. „The Sun“ hat das Spektrum nun noch um Prostatakrebs erweitert. In Putins engstem Kreis gebe es Gerüchte, dass neben dem Bauchspeicheldrüsenkrebs auch Prostatakrebs entdeckt worden sei. Im April 2022 war von Schilddrüsenkrebs die Rede. Schon 2014 berichteten US-Medien etwa von einem angeblichen Bauchspeicheldrüsentumor.
Starke Schmerzen: Ob Putin wirklich Krebs hat oder hatte, ist unklar. Dass sich sein körperlicher Zustand in den letzten Jahren aber verschlechtert hat, schließen manche Experten eben aus der Tatsache, dass sein Gesicht und Nacken in jüngsten Aufnahmen deutlich aufgedunsen sind. So wie Ehlers die Fettansammlungen als Folge der Steroid-Behandlung analysierte.
Weitere Hinweise auf Schmerzen bei Putin sieht der Rhetorik-Experte in den oft zusammengekniffenen Augen, sein Gesicht sei bei der Militärparade häufig verzogen gewesen. „Typische mimische Schmerzindikatoren“, urteilte Ehlers. Wie ihm der Münchner Neurologe Hans Emmert sagte, wiesen die Fotos darauf hin, dass Putin an Cortison-Akne leiden könnte – eine Hauterkrankung, ausgelöst durch den übermäßigen Konsum von Steroiden.
Psychische Probleme: Diese Steroide könnten in hohen Dosen zu Aggression und zu psychischen Veränderungen führen, der sogenannten Cortison-Psychose, die zu einer überreizten Stimmungslage führen können, erklärt Ehlers weiter.
Bestätigt ist bisher keine dieser Meldungen. Der Kreml hält sich sehr bedeckt, was den Gesundheitszustand des Präsidenten angeht. Wie gesund oder krank Putin also wirklich ist, ist nicht bekannt.
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